BEATS & BEERS 

 

 Suff Daddy hat sich durch seinen Beitrag zu der Hi-Hat-Club-Reihe auf dem Kölner Independent-Imprint MPM einen Namen in der heisigen HipHop-Welt gemacht, ohne einen kommerziellen Erfolg vorweisen zu können. Abgesehen, dass das heutzutage kaum noch jemand kann, sorgt der Beatschmied mit seinem sehr gradliniegen Boom Bap besonders bei 90er-sozialisierten Heads für viel Liebe. Auf seinem neuen Werk "The Gin Diaries" geht er neue musikalische Wege und zeigt dass HipHop auch instrumental immer noch hörenswert ist und gerne mit Soul und Jazz in der Lounge flirtet. Der trinkfeste Produzent und DJ stellte sich 2010 unseren Fragen. 

Mit deinem Beitrag für die Reihe Hi-Hat-Club hast du in der Blogosphäre und von der Fachpresse beste Kritiken bekommen. Vom der Soundästhetik machst du eher traditionelle Beats. Wer hat dich musikalische beeinflusst? Die 90er sind kaum zu überhören in deiner Musik!

Ja, der Style hat mich stark beeinflusst. Das kommt dadurch, dass ich in den Neunziger jahren sehr viel HipHop gehört habe. Es ist einfach eine unterbewußte Prägung, gegen die ich nichts machen kann. Es gibt auch viel modernes Zeug, das dope ist, aber die Soundästhetik der 90er klingt für meine Ohren einfach am besten.

Man versucht gerade in der Musikpresse ja immer Schubladen zu finden, vor allem um den Lesern eine Orientierung zu bieten. Bei dir war es etwas komplex. Auf der einen Seite hat man dich als einen der neuen, innovativen Produzenten anzupreisen, auf der anderen Seite passt du zwar vom Alter jedoch nicht vom Sound zu Dorian Concept, Flying Lotus oder flako. Wie siehst du das?

Das stimmt schon, vom Sound her passe ich überhaupt nicht zu Flylo, Dorian oder Flako. Aber so what? Ich finde es in Ordnung. Jeder macht halt sein eigenes Ding. Ich bin eher altmodisch, wenn es um HipHop geht. Das kommt wie bereits erwähnt einfach dadurch, dass ich eine sehr prägende Zeit in den 90ern hatte. Hip hop muss sich meiner Meinung nach nicht immer neu erfinden. Er muss nur gut gemacht sein. Ich habe da aber stets auch extrem Bock mich weiterzuentwickeln. 

Mich deinem aktuellen Output „The Gin Diaries“ zeigst du deine Neigung zu relaxten Downbeats und einer fast rein instrumentalen Platte die für mich den gleichen Ansatz wie bei Foreign Exchange erfüllen könnte und als hervorragende Plattform für Singer/Songwriter-Stuff bieten würde. Wie war dein Konzept? Wolltest du in eine ähnliche Richtung?

Nein, es gab kein Konzept. Ich mache mir generell kaum Gedanken um meine Musik. Die Dinge passieren einfach. Ich hätte vielleicht auch noch bei mehr Leuten anfragen können, ob sie nicht auf die Platte mit drauf wollen, aber ich bin schlicht und einfach zu faul für so etwas und mache mein Ding gerne allein. Daher mach ich viel instrumentales Zeugs. Da das vorherige Release aber schon eine reine Instrumental-Platte war fand ich es nicht schlecht, das ein oder andere Feature aufs Album zu nehmen. Das hat sich aber alles ganz natürlich ergeben, ohne dass ich gesagt hätte „Willst du aufs album?“. Die Tracks waren irgendwann da und dann hab ich ein paar zusammengestellt und daraus ist dann das Album geworden. Würde ich es heute zusammenstellen würde es evtl ein bisschen anders klingen.

Deine Beats hören sich oft extrem "classic" an. Siehst du dich in der Verantwortung die Sounds von Pete Rock oder DJ Premier weiterzuführen?

Nein. Das, was Premier und Pete Rock machen ist viel zu groß, als das ausgerechnet ich es weiterführen könnte. Ich bin nur ein Fan, der sich etwas abgeguckt hat. Wenn ich irgendetwas weiterführen möchte, dann ist es eher der Alki-shit, den King Tee und Tha Liks verkörpern. Auch wenn sich das vielleicht eher im Lifestyle als in der Musik widerspiegelt. (grinst)

Siehst du dich unter Seelenverwandten der Neo-Boom-Bap-Produzenten wie Oddisee, Illmind, Krysis oder Statik Selektah?

Nein. Ich habe zwar von allen schon gehört, aber ich weiss ehrlich gesagt gerade überhaupt nicht, was bei denen geht. Ich bin sowieso nie auf dem laufenden was es so an neuem shit gibt. Ich bekomme alles immer erst ein paar Jahre später oder gar nicht mit. Mit Oddisee hab ich vor ein paar jahren mal einen song aufgenommen, den hab ich danach ein bisschen verfolgt. Aber als Produzenten inspirieren mich eher Leute wie mr Dibiase, Kankick, Freddie Joachim oder Tobrock.

Was hat es mit dem gerade erschienen Free-Download-Mixtape „Refills“ auf sich?

Das ist einfach eine Sammlung von Remixen, die ich irgendwann mal gemacht habe. Die wollten wir als Promo fürs Album einfach mal verschenken. Mehr gibt’s dazu gar nicht zu sagen, außer:  Habt Freude damit! 

Du hast schon für die schwedische Soulsängerin Kissey Asplund produziert. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Als ich vor Jahren mal mit Jim Dunloop abgehangen habe spielte ich ihm ein paar beats vor und sagte, dass auf dem einen beat auf jeden fall eine frau singen müsste. Daraufhin meinte Jim, er hätte gerade eine sängerin kennengelernt und hat mir die email von Kissey gegeben. Ich hab ihr den song geschickt, sie hat bei sich zuhause etwas dazu aufgenommen und das wars dann auch schon. Daraufhin haben wir noch 3 oder 4 songs zusammen gemacht, danach haben sich unsere wege jedoch getrennt, weil wir heutzutage doch sehr unterschiedliches Zeug machen.

Wirst du auch weiterhin mehrspurig fahren und Sängerinnen aus dem R’n’B-Bereich sowohl als auch HipHop-Instrumentals wie Deutschrapper produzieren?

Wahrscheinlich schon, ich habe da keinen genauen plan. Es gibt halt ein paar Leute aus Deutschland, die ich cool finde, wie z.b. Fleur earth, Kurt kowalski oder Morlockk Dilemma. Aber ansonsten will ich gerade eher wieder was mit Amis aufnehmen. Mal gucken, wie es sich entwickelt.

Berlin gilt als die HipHop-Hauptstadt des Deutschrap seit einigen Jahren. Auch die Juice-Redaktion zieht es jetzt von München nach Berlin. Wie würdest du beschreiben was gerade und in den letzten Jahren in Berlin passiert im und für den HipHop?

Ich bin ein banause und bekomme nicht viel mit. Ich häng meistens zuhause rum und höre alte platten. Daher kann ich dir gar nicht sagen, was hier so los ist. Das meiste interessiert mich auch gar nicht, weil mir das ganze rap-gelaber und gegenseitige rumgewichse derbe auf den sack geht. Ich hänge ab und zu mit leuten von spoken view ab, mit audio88 trink ich auch hier und da mal einen, aber mein mittelpunkt ist köln, weil da am meisten leute sind, die ich musikalisch feier.

Wo kann man dich als DJ sehen/hören?

Ich lege regelmäßig beim hihat club im cassiopeia in berlin auf, und bin im september und oktober auch in warschau, wien, köln, erfurt, krefeld und jena zu hören.

 

Text & Interview: Peter Parker 

 

Aktueller Output zwischen Future Bass, Lo-Fi und HipHop gibt es von Suff Daddy auf seiner Bandcamp-Seite: