BESEELTER CLUB-EXPORTSCHLAGER 

Das Produzenten & DJ-Team Âme (= franz. Seele) aus der Hauptstadt ist inzwischen kein Geheimtipp mehr. Sven Väth, Pete Tong, Alex Baarck, Louis Vega oder Carl Craig - sie spielen Âme-Tracks rauf und runter. Ihre markante Mischung aus House der deeperen Sorte und Detroit Techno hat sich durchgesetzt. Seit ihrem Überhit "Rej" sind sie ununterbrochen in allen Playlists und Charts der wichtigsten und federführensten DJs der Welt. Inzwischen leben die beiden AME-Produzenten in Berlin und führen mit Dj Dixon ein Label - worauf sie weiterhin cluborientierte Musik veröffentlichen. Als DJs sind sind ununterbrochen auf der ganzen Welt gebucht und ihre Visionen von Techno bis Dream House haben ihnen weltweit eine große Fangemeinde beschert. 

2007 sprachen wir mit Kristian Beyer von Âme in seinem Plattenladen (Plattentasche in Karlsruhe) über das Auflegen, das Reisen und das Label Innervisions Records, welches das Duo mit DJ DIXON in Berlin bisher sehr erfolgreich unterhalten.

In den letzten 15 Jahren sind zwei Alben und unzählige Remixes und Produktionen erschienen. Ames Live-Shows und Dj-Gigs sind nicht mehr wegzudenkende Institutionen der globalen Clubkultur. 

 

1. Nach dem großen Erfolg von eurer Single ,,Rej” ist Âme in aller Munde. Was hat sich für Dich geändert?

Ich habe mich nicht geaendert,aber natuerlich die Rahmenbedinungen. Man wird von einer viel breiteren Offentlichkeit wahrgenommen. Das öffnet Tueren und gibt einem neue Moeglichkeiten. Frank (Wiedemann) und ich freuen uns sehr über diese neuen Möglichkeiten. 

2. Inzwischen bist du ein viel und weltweit gebuchter DJ der viel auf Reisen ist. Gibt es Clubs die du besonders magst aufgrund fetter PA, euphorischem Publikum etc.?

Es gibt an vielen Orten tolle Clubs mit guten Anlagen und nettem Publikum. Das kann in Japan sein, aber genauso in Finnland oder Suedafrika, aber auch wenn nicht gerade in Offenbach – im Robert Johnson Club. Dort steht sicherlich eine der besten Anlagen überhaupt. Ata und sein Team haben dort Unfassbares für die Clubkultur geschaffen. 

3. ,,Balandine” ist Eure gerade erschiene, brandneue Single. Steht der Sound auf dieser
Maxi charakteristisch dafür, dass AME im ,,Rave” angekommen sind?

Also fuer mich ist das kein Grossraumdiskosound - jedoch schon etwas was auf großen Events funktioniert. Natuerlich ist unsere neuere Platte etwas duesterer ausgefallen, aber rave ist etwas anderes in unserer Definition. In der Groove (Magazin) stand das es sowas wie krautrockiger Wildpitch ist, was die Sache wohl am ehesten trifft. Man entwickelt sich weiter und moechte nicht immer in die gleichen Schemata verfallen. Für uns ist das schon stark eine Weiterentwicklung. 

4. Wie würdest du euer neuen Release beschreiben?

Das Ganze war als unser moderner Tribut an Dj Pierre und seinen Wildpitchsound der fruehen 90er Jahre gedacht. Wir sind auch Fans dieser Pioniere und Meister des Faches geblieben. 

5. Wie geht es auf dem Innervision Label in Zukunft weiter, dass ihr mit DJ Dixon betreibt? Was darf man hier, nach den feinen Veröffentlichungen von Chateau
Flight, Stefan Goldmann, Atjazz usw., erwarten?

Das Label laeuft fantastisch und wir werden uns weiterhin auf unseren bekannten Kunstlerstamm konzentrieren. Mehr als 6-7 releases pro Jahr sind nicht geplant um das Qualitätsniveau zu halten. Bald kommt auch wieder eine Single von Henrik schwarz, Dixon und uns heraus.

5. Du legst seit Jahren sehr viel in Clubs und Diskotheken auf und bist Betreiber eines Plattenladens in Karlsruhe (Plattentasche/Luisenstrasse).
Welche Acts findest du im Moment essentiell im Bereich House/Techno/Electro?
Kommt es dir auch so vor, dass die ganze Welt KARIZMA abfeiert wie nie zuvor!

Karizam macht gute Sachen, aber das wird nur von einem ganz kleinen Zirkel wahrgenommen. Besondere Entdeckungen gab es nicht in den letzten 2 jahren, jedenfalls nichts was besonders ueberrascht hat. Roland Appel’s neue Single auf Sonar Kollektiv finde ich sehr erfrischend und mal was Anderes. Trotzdem erscheint verdammt viel gute Musik im Moment. Man muss sich nur Zeit dafür nehmen, die zu entdecken.

6. Mit dem Remix für Outlines ,,Listen to the drums” haben deine Kollegen von Jazzanova imponierend angedeutet, in welche Richtung ihr neues Album gehen könnte – wie siehst du diese Entwicklung?

Also das Album wird bestimmt ganz anders als dieser Remix, da bin ich mir ganz sicher – schleisslich wollen sie das naechste Album auch live umsetzen. Der Remix ist ein klassisches, sehr gute Clubtool. Jazzanova sind sehr vielfältig. 

7. Vor einigen Jahren standen Leute wie Moodyman oder vor allem Theo Parrish für eine
ganz besondere Fusion von Rare Groove und House auf die sich so ziemlich alle ,,Lager” einigen konnte. Abgesehen von Leuten wie Henrik Schwarz scheint es mir heute so, dass man diese Vermischung weniger sucht und auch lieber in seinem Metier als Produzent forscht. Fehlt es heute vielen an Mut oder Inspiration. Wie siehst du das?

Nein, es gibt viel Inspiration – nur in diese Richtung ist natuerlich auch fast alles gesagt worden und so Leute wie Kenny Dixon Jr. und Theo Parrish machen es trotzdem immer noch am besten von allen. Heute wird in alle Richtungen geforscht und fusioniert, alles wird mit allem kombiniert wie zu Zeiten des Historismus. Henrik ist ein schönes Beispiel dafür - und auch für Mut. 

8. Dein Kollege DIXON gilt als innovativer DJ und Deep-House-Protagonist mit einem vorzüglichen gewissen Blick nach Recht und Links. Als Gegenstück oder Ausgleich betreibt er mit George Levin das Projekt Wahoo. Heißt das dann gleichzeitig, dass jeder DJ & Produzent der so tief in der einen Materie drinsteckt einen Ausgleich braucht?

Nein es gibt ja auch viele Beispiele da dagegen. Das Ganze haengt von der Einzelperson ab. Steffen (Dixon) besitzt ein breites musikalisches Spektrum zu dem eben auch Pop, Soul und Disco gehören.

09. Deine aktuellen ,,Top10 zum Tanzen mit Hands-in-the-air”?

Ich gebe ungerne top10s ab. Die Leute sollen in den Club (oder Plattenladen) gehen und dort die Musik hoeren und nicht irgendwelche Playlists nachlesen…

Interview & Text: Peter Parker