ENDGEGNER MODUS

Wenn es einen Mann gibt der im Rapgame uneingeschränkten Respekt bekommt und über Jahre hinweg relevant geblieben ist – dann ist und bleibt das Masta Ace. Im Oktober veröffentlicht er das Kooperationsalbum „Arts & Entertainment“ mit einer weiteren Eastcoast-Legende.

Edo G., seit fast 20 Jahren im Spiel, konnte bereits 1991 mit „Life of a kid in the ghetto“ ein Album mit Klassikerstatus landen. Warum sich die zwei Veteranen zusammengetan haben und wie sie heute HipHop für sich definieren konnte man ihnen Interview entlocken.  

 Ihr beide seid auch schon zusammen auf Tour gewesen und verfolgt immer noch das traditionelle Konzept „Two turntables and a mic“. Habt ihr schon mal überlegt in Kooperation mit einer Band auf der Bühne aufzutreten? Mos Def oder The Roots praktizieren das ja schon seit einigen Jahren…

Edo: Wir haben mit einer Live-Band in Wien gearbeitet. Diese Jungs waren sehr offen für neue Wege und Konzepte und wir haben zusätzlich den DJ dabei gehabt. Da ist doch eher unser Style.
Masta Ace: Ja wir rockten mit den Waxolutionists den letzten Winter in Österreich. Es war eine sehr coole Erfahrung, aber ich bevorzuge auch das Konzept mit den Turntables. Ich liebe das Zusammenspiel zwischen den MCs und den DJ wie auf dem von dir angesprochene Blackmoon-Song.

Edo, in Boston passiert gerade wieder eine Menge nachdem es einige Jahre ruhiger geworden ist. Krumsnatcha und Big Shug von der Gangstarr-Foundation sind wieder aktiv und Termanology begeistert gerade ziemlich viele Heads. Was geht in Boston an HipHop und gibt es etwas Interessantes über den Nachwuchs zu berichten?

Edo: Termanology überstrahlt zur Zeit einfach alles und ist absolut zu recht in den Medien präsent. Er hat ein dickes Album und sehr gute Mixtapes draußen. Die Szene an sich hat sich inzwischen auch verjüngt und es gibt einige talentierte Rapper die Zukunft auf den Plan treten werden.

Lasst uns etwas über Eurer neues Kollaborationsalbum „Arts & Entertainment“ sprechen. Der Titel deutet es schon an, ihr wollt HipHop als Kunstform wieder hervorheben aber den Unterhaltungsfaktor nicht leugnen.

Ace: Du bringst es auf den Punkt. Wir wollen HipHop als Kunstform wieder hervorheben und die Leute damit unterhalten. Der Unterhaltungsfaktor ist ja in den letzten Jahren oft überdreht worden und die rohe HipHop-Form dadurch verdrängt worden.

Ihr seid beide für euer traditionelles Storytelling bekannt geworden. Seid ihr Euch auch auf „A&E“ treu geblieben? Was erwartet den Fan?

Ace: Wir haben viel Liebe und Kraft in das Projekt gesteckt und wir sind sehr zufrieden mit dem Album. Wir erzählen wieder eine Mengen Geschichten. Wir swichen zwischen Pop-Comedy und Battle Lyrics. Man findet auf „Arts & Entertainment“ den wahren Boom Bap. Kauft die Platte.

Edo: Ein weiterer “Classic” von zwei Legenden.

Wir leben in Zeiten des Internets. Da für und wider wurde oft besprochen und diskutiert. Wie ist eurem Standpunkt zu diesem Thema? Bringt es Euch und Eurer Musik mehr Vorteile oder mehr Nachteile?

Ace: Das Gute daran ist definitiv, dass wir mit geringem Kostenaufwand eine große Promotion starten können. Wir sind so fähig sehr viele Menschen zu erreichen. Es erlaubt uns außerdem unsere Musik in die Teile der Welt zu tragen, in die wir niemals kommen werden. Dazu kann ich mit vielen Menschen regelmäßig Kontakt halten. Der Nachteil für uns Künstler ist natürlich das downloaden, ohne dass dafür bezahlt wird. Der Respekt vor unserem Schaffen geht verloren.

Ihr seid beide in einer Ära populär geworden in der die Originalität im Fordergrund stand. Gerade Künstler aus Eurer Zeit kritisieren ja, dass heute viele nur noch eine allgemeingültiges Erfolgsrezept kopieren und ihre Individualität dabei verloren geht. Was meint ihr dazu?

Edo: Unsere erste Single-Auskopplung handelt genau von diesem Thema. Außerdem finde ich, dass es für alle Spielarten und Variationen genügend Platz da draußen gibt und deshalb muß man nicht andere kopieren, sondern sich selbst treu bleiben.

Erinnerst du dich noch gerne an eure Anfangszeit Ende der 80er Jahre nd Anfang der 90er Jahre zurück?

Edo: Als wir damals mit unserem Stuff raus kamen gab es einfach allgemein mehr Qualität. Wir waren ein Teil des Ganzen damals. Denkt doch mal die ganze Crews. Juice, BDP, EPMD… jeder hatte seinen eigenen Style und kopierte kein gängiges Erfolgskonzept. R’n’B und HipHop fusionierten zu oft auf sehr billige Weise.

Es gab aber auch großartige Kompromisse. Denk doch mal an Biggie & Total, Method Man & Mary J. Blidge…

Edo: Das sind jetzt Ausnahmen und absolute Klassiker. Die sind zwar zu dieser Zeit entstanden und bestimmt auch aus dem gleichen Kalkül, aber sie sind Qualität. Keine Party ohne „Juicy“. Aber es gab so viele unnötige Stücke….

Boom Bap war ja irgendwann so ein Backpacker-Vokabular und hatte mit dem zeitgenössischen HipHop-Geschehen nichts mehr zu tun. Aber mit den neuen Boom-Bap-Formeln Marco Polo, Illmind, Oddisee, Nottz und Statik Selektah geht da wieder einiges und vor allem langweilt es nicht mit Kopien von gestern. Wie seht ihr das?

Edo: Diese ganzen Statik-Beats sind unglaublich. Er ist auch von Boston, auch wenn alle Glauben er kommt aus New York, wo er jetzt lebt.

Ace: Ich liebe diesen Scheiß der gerade rauskommt. „Double Barrel“ von Marco Polo, mit dem ich auch schon gearbeitet habe, ist der dopeste Boom Bap-Joint der letzten Jahre. Ich würde dieses Album wirklich als Klassiker bezeichnen.

Als Gäste habt ihr eine ausgewogene Mischung zwischen alt und jung gewählt. Da wären Large Professor, Pos (De La Soul) und KRS One auf der einen Seite sowie Chester French und Jamelle Bundy auf der andere Seite. War es euch wichtig beide Welten so miteinander zu verknüpfen?

Ace: Wir wollten die Generationen verbinden, weil darum geht es im HipHop, auch wenn es manchmal etwas vernachlässigt wird. Es geht um ständigen Austausch und Connexion. Es geht immer um die ganze „HipHop Nation“. Ich sage immer, es ist wie Old School-Turnschuhe zu High Fasion Jeans tragen. Es klappt auf alle Fälle. Man muss sich nur darauf einlassen.

 Für das neue Album habt ihr auch mit dem Australier M-Phazes gearbeitet. Wie habt ihr Euch kennen gelernt? Ist das eine weitere Internet-Connection?

Ace: Ich traf ihn das erste Mal als wir mit EMC in Australien 2007 auf Tour waren. Er hatte bereits an Wordsworth und Stricklin für deren Soloprojekte Beats vertickt. Edo hat ihn auf anderem Weg kennengelernt und wir waren uns sofort einig, dass wir diesen Mann für unser Projekt haben wollten. Er macht einfach großartige Musik die wir haben wollten.

 

Text & Interview: Peter Parker