Interview Peter Kruder

(G-Stone Records / Vienna)

 

 Kaffeehausmusik der Moderne wurde durch zwei Namen definiert und Ende der 90er Jahre in die Welt getragen. Peter Kruder ist einer davon. Was als Nischenmusik experimenteller Downbeats zweier Produzenten und DJs aus der österreichischen Hauptstadt eigentlich nur ein Gegenpol zu plakativen Electrogeschrädder und eintönigen HipHop gedacht war, wurde ein Selbstläufer in jeder Bar zwischen Köln und Konstantinopel gespielt.

Kreative Clubströmungen aus den Tiefen des Untergrunds waren plötzlich hip und zwar bei Tastemakern und Insider genauso wie im breiten Mainstream. An die zwei Millionen Exemplare gingen seither von den legendären „K&D Session“ über die Ladentheke. Dort wo Jazz, Dub & HipHop in einem süßlichen Duft irgendwo zu den typischen Kruder & Dorfmeister-Downbeats verschwanden, wurde aus einer Soundexkursion zweier Plattendreher Weltruhm. TripHop war geboren. 

 Peter Kruder ist als DJ immer noch weltweit respektiert und unterwegs. Downbeats sind nicht mehr seine Sache und er bewegt sich in seinen Sets eher in zeitgenössischen Clubsounds zwischen House und Techno. Als Produzent ist er nach wie vor aktiv und hat bereits früh mit Projekten wie Peace Orchestra unter einem neuen Namen Abstand von all dem Trubel genommen. Nun erscheint eine Remixkollektion seines Projektes Voom:Voom mit den Münchnern Kollegen und Soundtüfftlern Appel & Prommer und eine „Private Collection“ bei der er einen Einblick in den Fundus seiner Vinylschätze gibt. 

 Als DJ bist du seit vielen Jahren weltweit unterwegs. Viele verbinden ja immer noch den Wiener-Downbeat-Sound der dich und Richard Dorfmeister Ende der 90er weltbekannt gemacht hat, aber eigentlich bist du inzwischen sehr viel mehr in den elektronischeren Gefilden von House und Techno angesiedelt. Stört dich das?

Peter Kruder: Nein, das stört mich nicht, da ich die Auffassung der Leute nicht verändern kann sofern sie nicht zu meinen Gigs kommen oder meine neuen Platten hören.

 Eine Auswahl der Platten, die dich wirklich inspiriert haben kann man Ende Juli
als Compilation kaufen. Darauf findet man viel 80er-Produktionen. Was für ein Konzept steckt dahinter?

Peter Kruder: Das Konzept dahinter ist eine sehr persönliche Auswahl von Musik zu sammeln, die für mich an irgendeinem Zeitpunkt meines Lebens für mich wichtig war und durch die Qualität der Musik bis heute nicht an Reiz verloren hat.

Auf dem Berliner Label K7! gibt es eine renommierte Reihe namens DJ-Kicks.
Hier stellen DJs ihren aktuellen, musikalischen „State of the Art“ vor. Wäre
das nichts für dich um den Leute zu zeigen, dass man dich nicht nur auf
Downbeats reduzieren sollte und dass du dich ständig weiterentwickelst
sowohl als Produzent und auch als DJ?

Peter Kruder: Wir haben schon 1996 eine DJ Kicks gemacht und ich wiederhole mich nur ungern wieder. Clubmusik ist für mich auch ein wenig Live Musik die man im Moment erleben sollte. Es ist äußerst Schwierig das auf einer CD wieder zu geben was im Club im Moment passiert. Aber vielleicht finde ich noch einen Weg der das korrekt für mich übersetzt.

 Mit Rainer Trüby und seiner Root Down-Veranstaltungsreihe in Freiburg verbindest du eine lange Freundschaft. Du hast sogar mal eine gleichnamig Hommage produziert. Was fasziniert dich an Root Down so?

Peter Kruder: Rootdown ist ein dieser raren Clubs die sich über Jahre ein Publikum erzogen haben, das seines gleichen sucht. Die Freiheit mit der man diesem Publikum Musik servieren darf ist großartig. Alles was zählt ist gehaltvolle Musik und Genres sind völlig überflüssig. A perfect world….;)

 Mit den Fauna Flash-Jungs (Prommer & Appel) betreibst du das Projekt
Voom:Voom. Hier liegt der Schwerpunkt auf Electronica zwischen Detroit
Techno und DeepHouse mit einem jazzigen Grundvibe. War es wichtig für
dich einfach die K&D-Ideen von damals ad acta zu legen und neue Sounds
zu entdecken und zu entwerfen? Vorher hast du als „Peace Orchestra“ noch nicht ganz deinen alten Stil verlassen…

Peter Kruder: Mit Christian Prommer und Roland Appel verbindet mich eine jahrelange Freundschaft und die Liebe zu Vintage Studio Equipment. Anstatt dauernd über diesen oder jenen EQ oder Compressor zu reden haben wir beschlossen die Teile im Studio auszuprobieren und daraus sind dann auch die anfänglichen Voom Voom Maxis entstanden. Das ganze hat so viel Spass gemacht das es naheliegend war ein Album zu machen und das taten wir dann auch.

 Eure Voom:Voom-Tunes sollen auch von etablierten Produzenten und Freidenkern wie Henrik Schwarz,Charles Webster oder Marcus Worgull gereimt werden. Wie kam diese
Idee zu stande?

Peter Kruder: Keine grosse Hexerei, wir haben einfach unsere diversen Freunde und Leute die wir schätzen gefragt ob sie einen Mix machen wollen. Zusammengestellt ergibt das dann das Voom Voom Mixes-Album.

Du betreibst auch ein eigenes Label namens G-Stone Records. Wie ist der Trend bei deinen Käufern? Physisch oder Digital? 

Peter Kruder: Wir sind schon seit Langem sehr gut mit dem weltweiten mp3-Vertrieb aufgestellt. Wir warten nur noch auf die Leute die endlich wieder für Musik zahlen wollen…(lacht). Heutzutage möchte man ja alle kostenlos, legal oder illegal. Das Denken muss sich ändern. 

 Du bist sehr viel unterwegs. Legst du noch mit Vinyl auf? Oder nutzt du den Komfort von Serato / Traktor & Laptop?

Peter Kruder: Ich benutze seit drei Jahren Serato gesteuert via Vinyl und bin sehr happy damit. Ich spiele aber ausschließlich WAV Files, da sie als einzig gute Sound Qualität garantieren. Mp3 Files büsen dramatisch an Sound Qualität ein sobald man den Pitchregler am Turntable von der Null wegschiebt. Das ist für mich inakzeptabel und ich möchte das auch nicht dem Publikum zumuten.

 

Interview: Peter Parker 

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Aktuell ist die "1995" von Kruder & Dorfmeister auf G-Stone Rec. erschienen. Eine Zusammenstellung von "Lost Files" aus den goldenen Downbeat-Zeiten.