LOVE & PAIN  

Unser Autor Philip Frowein hat den Soul-Crooner LEE FIELDS bei seiner Deutschlandtour getroffen und für BEATCORNER interviewt!

Ehrwürdig wird als "Godfather of New York Soul Revival" verehrt. Als "kleiner James Brown" feiert ihn die internationale Presse. Inzwischen steht er 50 Jahre auf der Bühne - gezeichnet von Schicksalen, Feiern und verschiedenen Beziehungen. Seine "Comeback"-Platten nach Jahre langem Dasein in der Versenkung erscheinen auf BIG CROWN RECORDS und TRUTH & SOUL und erfreuen sich großer Beliebtheit. 

 

Gestern war euer erster Gig auf eurer Tour durch Deutschland. Wie haben die Leute euch aufgenommen?

Sie haben uns viel Liebe gegeben…Viel, viel Liebe.

 

Nach all den Jahren auf Tour sein, keinerlei Spur von Müdigkeit?

Das ist es wofür ich immer gearbeitet habe. Und obwohl ich das schon so lange mache, bin ich immer noch heiss drauf. Das ist es wofür ich lebe, was mein Herz zum pochen bringt, was mich inspiriert. Es ermüdet mich nicht. Es treibt mich dazu an weiter zu machen. Das Gegenteil ist der Fall.

Wie sah eure Zusammenarbeit für das neue Album “Faithful Man” aus? Bist du in erster Linie mit neuen Ideen angekommen oder sind die Songs eher aus Jams raus entstanden?

Wir haben uns zusammengesetzt und uns dazu entschlossen zu versuchen, 360 Grad menschlicher Beziehungen abzudecken. Alle Songs für das Album wurden vor allem dafür geschrieben und ausgewählt, um die verschiedenen Phasen zu beschreiben, durch die man in einer Beziehung geht. Der Song “Faithful Man” zum Beispiel beschreibt das Eintreten einer Person in eine Situation in der man in Versuchung kommt. Wir haben versucht das Ende offen zu lassen, sodass es am Zuhörer liegt darüber zu entscheiden wie die Geschichte weitergeht. Auch wenn die Person danach strebt alles richtig und nichts falsch zu machen, liegt es doch am einzelnen Hörer, zu entscheiden wie die Geschichte weitergeht. Der Song “Wish You Were Here” beschreibt das abwesend sein einer Person die du liebst. Sei es weil dein Partner für einen Job weg ziehen muss oder weil er dir von Gott genommen wird. Der Song deckt jede Art von Abwesenheit eines Geliebten ab.

So beschäftigt sich jeder Song auf dem Album mit den verschiedenen Aspekten einer Beziehung.

Ich hab mal in einem anderen Interview gelesen, dass du deine Songs mit Kindern verglichen hast. Man kann nicht sagen, dass man das eine lieber hätte als das andere. Welcher wäre denn dann der 15 jährige Rebell in der Pubertät und welcher wäre das kleine süße Mädchen?

Der rebellische Junge wäre wohl “Faithful Man”. “Wish You Wäre Here” wahrscheinlich das kleine süße Mädchen, während “You’re The Kind Of Girl” das charmante, liebreizende Kind wäre. “It’s All Over (But The Crying)” wäre der introvertierte Junge, der sich eher mit sich selbst beschäftigt. “Walk On Thru That Door” vielleicht das kleine Kind, das man einfach nur lieb hat. Schwer da auf jeden Song  ein Label drauf zu packen. Aber alle Songs beschäftigen sich wie gesagt mit tiefgehenden Beziehungsfragen. Die Welt in der wir leben hat so ziemlich alles zu bieten an was man denken könnte, aber geizt damit Liebe zu geben. Wir haben versucht ein liebenswürdiges Album zu machen, bei dem man zwischen den Songs hin und her springt, dann nochmals alles von vorne durchhört und bei dem es lange, lange dauert bis man davon gelangweilt ist. Das war unser Hauptziel.

Was macht für dich den Unterschied in der Zusammenarbeit mit deinem Label Truth&Soul im Vergleich zu all den anderen Labels mit denen du in der Vergangenheit zusammen gearbeitet hast?

Mit so zwei produktiven Produzenten  wie Leon Michels und Jeff Dynamite zusammen zu arbeiten ist wahnsinnig spannend, weil sie einfach ein unglaubliches Maß an Kreativität haben. Verglichen zu all den anderen Orten an den ich aufgenommen habe, hat Truth & Soul dieses gewisse Etwas an kreativen Ideen, die sie vom Rest abheben. Jedes Mal wenn ich einen von Ihnen treffen, erzählen sie mir von einer neuen Idee, die sie umsetzen wollen. Sie haben so was wie einen nie nachlassenden Strom, glänzender, cleverer Ideen. Das macht den Unterschied.

Du hast mittlerweile über 40 Jahre Konzerte gespielt. Gibt es einen Moment an den du dich am liebsten erinnerst?

Lass es mich so sagen. Es scheint mir so als wären die letzten 40 Jahre wie eine große Bühne gewesen, bei der sich nur das Setting immer wieder ändert und die Bühne einen neue Kulisse bekommt. Das ist ein ziemlich langes Stück und ich spiel so eine Art Schlüsselrolle darin. Letzte Nacht war die Kulisse hier in Köln, beim nächsten Mal ist sie wieder irgendwo anders, aber die Bühne bleibt die selbe. Und das ist es was die Energie aufrecht erhält, was die Dynamik am laufen hält. Sobald die Show angefangen hat und man die Zuhörer und Zuschauer bei der Sache halten will, müssen die Shows sich intensivieren. Es muss unterhaltsamer sein als zuvor, auf dass die Zuschauer nicht gelangweilt werden. Deswegen muss jede Episode besser sein als die letzte. Ich versuch jedes mal aufs neue alles zu geben und dafür zu beten, dass die Leute, die zuhören es unterhaltsam finden und wert darüber zu reden. Das würde das wohl zusammen fassen.

Ich glaub ich bin schon bei meiner letzten Frage, die eher hypothetisch wäre. Stell dir vor das Ende der Welt wäre gekommen und man würde gemeinsam die letzte Party feiern. Du dürftest den letzten Song spielen. Welcher wäre das?

Der letzte Song? “Nearer My God To Thee”! Ein spiritueller Song, den meine Mutter damals oft gesungen hat. Wenn wir an einem Punkt wären, wo ich wüsste dass das Ende gekommen ist, denke ich, dass wir uns zusammen an dem Punkt versammeln müssten, von dem wir gekommen sind. Ich glaube an sowas wie die Weiterführung des Lebens. Manche Leute glauben, dass es einfach vorbei wäre. Aber ich glaube nicht daran das so was möglich ist. Das Ende des einen ist gleichzeitig der Anfang von etwas anderem.

 

Text & Interview: Peter Parker & Philip Frowein